König-Ludwig-Jacke

Als ich etwa 8 Jahre alt war, habe ich eine Faszination für König Ludwig II. entwickelt, die zunächst die Besuche seiner Schlösser an den Geburtstagen meiner Schwester und mir enthielt und dann, als ich etwa 17 war, für drei oder vier aufeinanderfolgende Jahre einen Geburtstagsbesuch in Starnberg umfasste. Nachdem ich viel über ihn und die Wittelsbacher gelesen hatte, nach München gezogen bin, verstanden habe, wie man Mythen gestaltet und sehe, dass der König vor allem das Objekt wirtschaftlicher Interessen ist, ist meine Faszination nicht mehr ganz so romantisch wie als 8-Jährige. Für ein gesticktes Konterfei des Monarchen auf einer Strickjacke reicht es also nicht, doch seine liebsten Tiere – der Schwan und der Pfau – haben es auf eine Jacke geschafft. Damit aus einer royalen Jacke auch eine König-Ludwig-Jacke wird, habe ich ihn in Form eines wie ich finde charmanten Zitats verewigt. Am 25. April 1876 soll er so oder so ähnlich geäußert haben: “Ein ewig Rätsel will ich bleiben für mich und andere”. Diesen Spruch habe ich also auf die Ärmel gestickt, um ein bisschen von Ludwig zu tragen, wenn ich diese Jacke ausführe.

Die König-Ludwig-Jacke ist die zweite dieser Art, die ich bestickt habe, die erste war meine Waldtier-Jacke, die ich für einen Ball gemacht habe. Die Trachtenjacken eigenen sich sehr gut zum Besticken, da sie ein gutes Maschenbild haben und auch vom Stil zu meinen Motiven passen. Wie schon beim letzten Mal habe ich die Motive auf ein Vlies gezeichnet, das sich bei Kontakt mit Wasser auflöst. So habe ich eine grobe Orientierung der Formen und kann fein genug sticken, um schöne Ergebnisse zu erzielen.

Den Schwan habe ich in verschiedenen Weiß- und Hellgrautönen gestickt und abschließend mit Lurexgarn verziert. Auch die Knöpfe der Jacke habe ich ersetzt, mit ganz süßen Knöpfchen von Alpenwahn, die kleine Motive und Strasssteine enthalten. Die Strasssteine zum Aufnähen habe ich in Istanbul gekauft und mich an den Farben des Pfaus orientiert.

Der Pfau steht dem Schwan direkt gegenüber und besteht aus vielen verschiedenen Garnen, denn hier habe ich neben meiner Standardbaumwolle auch Seide und Lurex verwendet, um den strahlenden Effekt einer Pfauenfeder wenigstens ein bisschen zu imitieren. Es bräuchte wohl changierendes Garn, um das noch mehr zu treffen.

Den Spruch habe ich geteilt auf die beiden Ärmel gestickt und dafür noch einmal das Weiß des Schwans aufgenommen, damit der nicht so alleine auf der Jacke neben den vielen intensiven Farben steht. Auch hier sind wieder die Strasssteine zum Einsatz gekommen, die alle Elemente miteinander verbinden.

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