Tonkopf

Dieser Tonkopf ist ein Projekt, das mich die gesamte zweite Jahreshälfte begleitet hat. Im Juni habe ich ihn modelliert. Danach wollte ich ihn 6 bis 8 Wochen trocknen lassen, damit er auf jeden Fall trocken ist und beim Brennen nicht reißt. Im Endeffekt konnte er dann 27 Wochen trocknen, da ich vorher nicht dazu kam, ihn fertig zu machen. Doch am Heiligabend war es so weit: Ich konnte ihn brennen und bis zum Jahreswechsel fertigstellen.

Modellieren

Da ich den Kopf annähernd lebensgroß modellieren wollte, habe ich eine Konstruktion gebaut, die den Ton stabilisiert. Eine mit Wasser gefüllte Plastikflasche wurde mit Papier und Washi-Tape umwickelt zum Unterbau des Kopfes. Insgesamt habe ich 7 kg Ton verarbeitet und etwa 12 Stunden lang am Stück modelliert. Anschließend durfte der Kopf einen Tag lang auf der Flasche trocknen. Die habe ich, als der Ton einigermaßen angezogen war, von unten mit einem Messer aufgeschlitzt, sodass das Wasser rausfließen konnte. Die Unterkonstruktion konnte ich so vorsichtig rausziehen und den Kopf trocknen lassen.

In einer mit Papier ausgelegten Schale, abgedeckt mit einer Plastikfolie, habe ich den Kopf in den Keller gestellt. Zweimal pro Tag musste ich die Folie wenden, damit sich kein Kondenswasser bildet, die wieder auf den Ton tropft. Nach etwa 6 Wochen konnte ich den Kopf bei meinen Eltern in den Keller stellen, der im Gegensatz zu meinem trocken und kühl ist.

Brennen

Da der Kopf hohl ist, konnte ich ihn umgekehrt im Ofen platzieren, damit die Luft nach oben entweichen kann. Die ersten sechs Stunden hat der Ofen auf 600°C geheizt, dann auf 1180°C mit 20 Minuten Haltezeit. Eine Nacht musste er abkühlen, bis ich sehen konnte, dass er ohne Risse oder Blasen gebrannt war.

Glasur

Ich habe noch nie Ton glasiert und mich deshalb vorher eingelesen. Bereits im Juli habe ich vier Glasuren von BOTZ gekauft: Morgentau (helles Grün mit Sprenkeln), Rosenquarz (zartes Rosé), dunkelgrüne Engobe und Transparentglasur. Die Farben haben mir auf den Probescherben im Geschäft gefallen und ich erhoffte mir durch eine Kombination daraus ein schönes Ergebnis. Mit dem Zeichentablet habe ich vorher verschiedene Kombinationen versucht, wie es gut aussehen könnte.

Da ich mir die zweite Version vorstellen konnte, habe ich den Kopf entsprechend glasiert: Dunkelgrüne Engobe in die Haar- und Bartvertiefungen, Morgentau in die Spitzen und die Augenbrauen, Rosenquarz ins Gesicht. Ich habe alle Farben entsprechend der Anweisung zweimal aufgetragen. Aber mit dem Ergebnis war ich nicht zufrieden. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe, aber die Engobe hätte dunkler werden sollen und das Gesicht nicht so fleckig. Also habe ich eine Nacht darüber geschlafen und gemerkt, dass ich nicht zufrieden bin. Das Ergebnis ist nicht fürchterlich schlecht, aber es passte vom Stil her so nicht in meine Wohnung.

Lackierung

Wahrscheinlich schlägt jede Person, die professionell mit Ton und Keramik arbeitet, die Hände über dem Kopf zusammen, weil ich den Kopf nach der misslungenen Glasur lackiert habe. Ich habe in so manchem Keramikforum nachgelesen, in dem es hieß, dass man schlechte Ergebnisse einfach akzeptieren solle. Da ich den Kopf aber weder als Auftrag gearbeitet habe, noch in den Garten stellen möchte, wofür er frostfest sein sollte, habe ich entschieden, ihn noch einmal zu bearbeiten. Eine zweite Glasur in schwarz hätte deshalb nicht funktioniert, weil sie höher gebrannt werden müsste als die erste, wodurch diese verbrannt wäre. Also bin ich in den Baumarkt gefahren und habe schwarzen Lack sowie eine Grundierung gekauft. Die habe ich zuerst aufgetragen und 12 Stunden trocknen lassen. Anschließend habe ich den schwarzen Lack aufgetragen und wieder 12 Stunden gewartet.

Fertigstellung

Dass der Kopf auf einen Sockel aus Altholz kommen soll, hatte ich von Anfang an geplant. Dafür hat mein Vater ein Loch in ein Stück eines 100 Jahre alten Balkens gebohrt. Für den Teil, der in den Kopf kommt, habe ich eine Art Pilz aus Zwetschgenholz gedrechselt und mit einem Stück weichem Stoff bezogen. Auch in dieses Stück kam ein Loch, sodass wir beide Teile mit einer Eisenstange verbinden konnten. Der Kopf selbst ist nur aufgelegt und nicht geklebt, sodass ich ihn immer wieder abnehmen kann.

Mit dem Endergebnis bin ich nun sehr zufrieden. Für ein gelungenes Glasurergebnis hätte ich wohl vorher Übungsscherben machen müssen und die verschiedenen Farben auf dem schwarzen Ton testen sollen. Dafür hatte ich aber zu wenig Geduld. Ganz in schwarz gefällt er mir jetzt sehr gut.

Das könnte auch interessant sein

2 Kommentare zu „Tonkopf“

  1. Pingback: Im Jugendstil durchs Jahr – Leimoniade

  2. Pingback: Tagesdecke – Leimoniade

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert