Spielbuch

Dieses Buch habe ich aus Stoff genäht, es ist ein Bilderbuch mit bespielbaren Elementen. Die Idee des Spielbuchs kommt aus den USA, dort heißen sie Quiet Books. Die Bücher waren ursprünglich dafür gedacht, Kinder über einen längeren Zeitraum während des Gottesdienstes zu beschäftigen. Spielbücher haben neben der unterhaltenden auch eine pädagogische Absicht: Die Elemente sind mit unterschiedlichen Techniken an den Seiten befestigt, seien es Reiß- oder Klettverschlüsse, Knöpfe oder Bänder. So sollen Kinder im Vorschulalter ihr motorisches Geschick verbessern.

Normalerweise sind Spielbücher aus Filz gefertigt, da man die Applikationen dann nicht einsäumen muss. Da mir Filz weder von der Haptik noch von der Optik gefällt, habe ich mein Buch aus Baumwolle und Cord genäht. Das hat den Nachteil, dass alle Elemente mit Bügelvlies appliziert und angenäht werden müssen. Doch die Verwendung von Pastellfarben anstelle von knalligem Filz waren mir diesen Aufwand wert. Insgesamt habe ich über drei Monate lang abends am Spielbuch gearbeitet.

Arbeitsprozess

Mein Spielbuch besteht aus 12 Doppelseiten, also 24 Einzelbildern. Ich hatte ca. 10 verschiedene Stoffe zur Auswahl, die ich als Hintergrund und für die Objekte verwendet habe. Einzelne Elemente habe ich auch aus Filz gefertigt, dann, wenn ich eine Farbe nicht als Baumwollstoff hatte oder wenn die Elemente besonders stabil sein sollten.

Für die einzelnen Objekte habe ich Ausmalbilder gesucht, um eine Vorlage zu haben. Diese habe ich in Vektordateien konvertiert und mit dem Plotter auf Papier ausgeschnitten. Die Stoffe habe ich mit doppelseitigem Bügelvlies verstärkt, das Motiv abgepaust, ausgeschnitten und dann entweder auf den Hintergrund oder auf Filz aufgebügelt. Ich habe alle Elemente von Hand genäht, da die meisten Teile zu klein für die Nähmaschine waren und ich kein unregelmäßiges Bild erhalten wollte, wenn ich die großen Flächen mit der Maschine genäht hätte. In stundenlanger Handarbeit ist aus Einzelbildern ein Buch geworden.

Um die Seiten zusammenzufügen, habe ich auf je ein Einzelbild Volumenvlies gebügelt, zwei Bilder verstürzt mit der Nähmaschine zusammengenäht und die Öffnung in Handarbeit verschlossen. Mit vier Schlagösen pro Seite und Ringen im Durchmesser von 6 cm habe ich das Buch gebunden. Für das Cover habe ich ebenfalls auf eine Seite Volumenvlies gebügelt, auf die Vorderseite ein Herz und eine Borte angenäht und beide Seiten verstürzt zusammengenäht.

Die Seiten sind 20 x 20 cm groß, das Buch hat insgesamt die Maße 35 x 28 cm.

Landschaft mit Boot und Flugzeug

Das erste Bild zeigt eine Landschaft mit Wasser, einem Haus und zwei beweglichen Elementen. In das Flugzeug und das Segelboot habe ich je zwei Ösen eingeschlagen und eine Schnur durchgezogen, die am Hintergrund befestigt ist. So lassen sich die Fahrzeuge nach links und rechts verschieben.

Briefkasten und Haustür

Wenn man den Briefkasten öffnet, entdeckt man einen kleinen Brief. Das Fähnchen habe ich mit wenigen Stichen auf einer Stelle befestigt, sodass es sich bewegen lässt.

Die Tür lässt sich an einem kleinen Knopf öffnen, sodass man ein Kätzchen erblickt. Am Türkranz ist ein Glöckchen befestigt. Ein Knopf auf einem Stück Stoff stellt die Klingel dar.

Hund und Mann mit Schal und Mütze

Der kleine Hund trägt ein Lederhalsband mit Gürtelschlaufe. Die Leine ist oben mit einem Druckknopf befestigt, sodass man sie abnehmen kann. Den Karabiner und das Halsband kann man öffnen.

Der Mann trägt eine Jacke, die mit einem Reißverschluss geöffnet werden kann. Den Schal habe ich gehäkelt und so befestigt, dass sich eine Schlaufe bildet, man kann ihn öffnen. An die Mütze habe ich einen weichen Pompon genäht.

Schuhe und Kuckucksuhr

In die Schuhe habe ich je 6 Ösen eingeschlagen, sodass man einen Schnürsenkel durchziehen und die Schuhe binden kann.

Die Kuckucksuhr hat bewegliche Zeiger. Ein kleiner Kuckuck lässt sich entdecken, wenn man die Türchen öffnet. An den Kettenzügen habe ich kleine Tannenzapfen befestigt.

Badezimmer und Junge zum Zähneputzen

Der Spiegel im Badezimmer besteht aus Karton, man sieht sich tatsächlich darin. Die Zahnbürste und -paste sind aus dem Becher herausnehmbar. Ein Satinband und Pailletten imitieren Wasser, das aus dem Wasserhahn fließt.

Die Kieferpartie des Jungen lässt sich nach oben klappen, sodass man ihm mit der Zahnbürste aus dem vorangegangenen Bild die Zähne putzen kann.

Kleiderschrank und Anziehmädchen

Im Kleiderschrank sind Klettverschlüsse angenäht, sodass man Kleidungsstücke daran befestigen kann. Zwei goldene Knöpfe dienen als Knäufe.

Das Mädchen kann durch Klettverschlüsse auf dem Körper mit verschiedenen Kleidungsstücken angezogen werden. Die Oberteile und das Kleid habe ich mit Bändern dekoriert.

Frisierkopf und Blumenvase

Für den Frisierkopf habe ich Wolle in Strähnen aufgenäht. Das Samtband kann unten mit einem Druckknopf an der Seite befestigt werden. Haargummis und kleine Haarklammern lassen sich so entnehmen, um die Haare zu frisieren.

Vier der Blüten sind mit Druckknöpfen versehen, sodass man den Strauß verändern kann, indem man die Blüten umsteckt.

Waschmaschine und Wäscheleine

Die Waschmaschine lässt sich mit einem Druckknopf öffnen und verschließen. Durch eine Folie kann man in die Trommel blicken. Das Waschpulver kann man aus dem Regal nehmen.

Mit kleinen Wäscheklammern kann man Kleidungsstücke an die Wäscheleine hängen. Die getrocknete Wäsche findet im Wäschekorb am Boden Platz.

Bienenkorb und Kirschbaum

Die Bienen sind mit einer Schnur am Bienenkorb befestigt, man kann sie heraus nehmen, sodass sie die Rosen bestäuben können.

Der Kirschbaum lässt sich ernten, indem man die mit Klettverschluss angebrachten Kirschen in den Korb steckt. Die Kirschen waren eine Stickapplikation, die meine Mutter vor zwanzig Jahren gekauft hat. Ich habe sie in drei Teile geteilt und auseinandergeschnitten.

Möhrenfeld und Frosch

Die Möhren sind in Schlitze in den braunen Stoff gesteckt. Man kann sie entnehmen und in den Korb stecken.

Der Frosch hat eine Zunge aus einem langen roten Samtband. Er kann Fliegen fangen, indem er seine Zunge durch deren Flügelschlaufen steckt. Diese Flügel waren ursprünglich ein Schlauch für Perlenketten, den ich zusammengenäht habe. Er besteht aus Kunststoff, weshalb ich die Enden mit dem Feuerzeug abgeflämmt habe.

Maus mit Käse und Frau mit Kind

Die kleine Maus kann am Schwanz aus ihrem Versteck gezogen werden und am Käse knabbern.

Der Bauch der Frau lässt sich nach unten klappen, sodass man das Geschwisterchen für den Jungen entdeckt.

Einkaufsladen und Kasse

Auf einem Regal sind mit Klettverschlüssen Lebensmittel angebracht. Man kann sie in den Einkaufswagen stecken.

An die Kasse habe ich Knöpfe als Zifferntasten angenäht. Der Scanner ist mit einer Zackenlitze an der Kasse befestigt, der Bon ist beweglich. In eine Klappe kann man das Geld stecken. Der Geldbeutel hat ein Münzfach aus einer Folie. Man kann ihn mit einem Druckknopf öffnen und verschließen.

Zählen und Rechnen

Auf der letzten Seite kann man zählen und rechnen üben. Die Finger sind mit einem Klettverschluss abklappbar, sodass man Zahlen zwischen eins und zehn an den Händen anzeigen kann. Die passenden Ziffern kann man oberhalb der Finger anheften. Mit der Zahlenkette kann man rechnen, dafür habe ich zehn Perlen auf einer Schnur aufgereiht.

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